Samstag, 1. Mai 2010

3 Normal Beatles @ Kammerspiele, Freitag, 30.05.2010

Die 3 Normal Beatles! Die Band, die so gut wie nie auftritt und wegen der ich letztes Jahr noch nach Köln gefahren bin, in meiner Stadt! Allerdings in den Kammerspielen, was das wohl wird, muss man da am Ende sitzen?

Man muss natürlich nicht sitzen. Ein wenig leer ist es allerdings. Aber das hat man halt von der Guerilla-Taktik der Beatles, an rockkonzertungewöhnlichen Orten zu spielen und einer Indiegemeinde, die sich nur noch darüber definiert, sich stets auf der angesagtesten Party der Stadt zu treffen, durch die Lappen zu gehen. Eine gelungene Party, wenn auch nicht die größte und verrückteste ever, ist es dennoch geworden. Das liegt zunächst, klar, an der Musik: „rotzig und roh, richtiger Straßenköter-Rock 'n' Roll und Rythm & Blues ohne eine Spur von beatlelesquer Noblesse,“ „Gebrauchsmusik aus dem kollektiven Gedächtnis verschiedener Generationen“ wie es in treffenden Selbstauskünften heißt.

Und so habe ich das auch erlebt. Lieder, die noch dem ursprünglichen Geist des Rock ‚n’ Roll verpflichtet sind, bzw. an die einstmaligen Wirkungen von Rock ‚n‘ Roll anknüpfen sollen. Umgesetzt heißt das Energie über Konzept, Spielfreude vor Spielkunst, Tanzbein statt der blöden Teilung in Bauch oder Kopf. Frühe Beatles und Kinks, die seit Neuem wieder zu Recht allgegenwärtigen Sonics, viele andere schon vergessene Stücke aus den 50s und 60s, die alle unmittelbar ins Ohr und ins Bein gehen. Aber auch „Ich will nicht werden, was mein Alter ist“ von Ton, Steine, Scherben oder „Beat Generation,“ ein Song der in den späten 50ern als Parodie auf die Beat Poets herauskam und nun durch die 3 Normal Beatles in seiner Bedeutung wieder umgekrempelt, also ins eins zu eins Gemeinte umgekehrt wird, mit leichtem Augenzwinkern, versteht sich. Das alles wird dargeboten mit krächzender Gitarre, übersteuerndem Gesang (beides Klaus Ramcke), Rumpelschlagzeug (Ted Gaier) und simplem Bass (Thorsten Seif). Musik die klingt „wie eine Mülltonne, die den Meiereiberg herunterrollt,“ um es mit Knarf Rellöms Vater zu sagen.

Energie über Konzept – das gilt natürlich nur für die Musik: an den Beatles ist vom Loch im Chealsea-Boot bis zum verschlissenen Jackett, vom sparsamen Glitter im Gesicht von Thorsten Seif bis zum demoliertem Verstärker von Klaus Ramcke alles Konzept. Auftrittsort, Liedauswahl, Liedansage, Verdammung von Bühnenbeleuchtung, das alles mit dem Ziel: die Leute zum Tanzen bringen und gleichzeitig etwas bewirken in den Köpfen – wie das auch bei den Goldenen Zitronen, Les Robespierres oder Schwabingrad Ballet, den anderen Projekten von einem oder mehreren der Bandmitglieder, der Anspruch ist. Ob vor allem letzteres klappt ist fraglich, denn, so Klaus Ramcke selbst, mit über 30 sei „die Grütze schließlich schon geformt“ und diese Altersbeschreibung traf auf den Großteil des Publikums zu. So läuft die Band Gefahr, an der einen Hälfte vorbeizureden und bei der anderen lediglich Preaching to the Choir zu betreiben.

Dennoch: die Rede- und Diksussions-Schwälle des Klaus Ramcke stehen ihrem schon legendären Ruf in nichts nach. „Bist du etwa wegen der Musik hier?!“ fährt er einen Zuschauer an, der „Halt’s Maul und spiel!“ reingerufen hatte, und die Frage entbehrt nicht ihrer Berechtigung. Und mit der Krise ist ja nun auch endlich das eingetroffen, was die Beatles schon seit Jahren predigen. Für jeden Lokalpolitiker ist es derzeit ein leichtes, auf die Banken zu schimpfen, aber so scharfsinnig, salopp, auf den Punkt und überspitzt, wie Ramcke das ganze Illusions- und Lügengebäude des Kapitalismus auseinandernimmt, kann das wohl nur er. Dabei sucht er auch immer den Kontakt mit dem Publikum, stichelt und beleidigt, bemängelt dessen Trägheit und Feigheit. Jeden kleinen Einwurf nimmt er beherzt auf, auch um die Konzert-Situation aufzubrechen.

Vereinzelt gelingt das, ein paar Leute fühlen sich herausgefordert genug und diskutieren, ein paar Leute tanzen auch, insgesamt bleibt das Publikum aber eher zurückhaltend. Das mag weniger am berüchtigten Münchener Publikum, als vielmehr an der kleinen Zahl an Zuschauern liegen, ein wenig vielleicht auch am großen, hohen Raum. Langweilig ist das trotzdem, und es wäre vielleicht auch mehr gegangen, wenn die Band, die gerne mal fünf Stunden spielt, nicht vor ihrer Zeit (also schon nach "nur" zwei, drei Stunden) hätte aufhören müssen. Begründung: die Türsteher müssten sonst Überstunden machen. Da ist es wieder, das bornierte München. Dass die Beatles das akzeptieren und nicht, wie es dieser Rumpelkapelle vielleicht eher stehen würde, weiterspielen, zeugt von ihrer Integrität. Selber kann man für seine 5,50 € Studentenpreis auch nicht mehr verlangen; Schade, dass dies kein Abend wurde, der nicht durch Geldlogik regiert wird, ist es allemal.

-> http://www.3normalbeatles.com/
-> http://www.satt.org/musik/07_09_beatles.html „Interessant sind Konzerte für uns nur, wenn wir eben nicht nur die Partyband zur Party sind, sondern die Band, die das Publikum zwingt, selbst in Erscheinung zu treten.“ Interview mit Ted Gaier auf satt.org.

1 Kommentar:

  1. typisch münchen was willst du von diesen saubayern erwarten?dumm und dümmer.egal welches konzert die denken sie sinds.szene?da gibts keine und ihr affen seit schon mal gar nicht die szene.

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